Bergbaufolgelandschaften: Zurück zur Natur?
Drei Beispiele aus Mitteldeutschland
von Frank Kaltofen
(Foto: Gemeinde Elsteraue)
Über verschiedene Jahrhunderte wurde in der heutigen mitteldeutschen Region vor allem Braunkohle abgebaut – ein Eingriff, der für Landschaft und Natur, aber auch für Menschen und Mentalitäten bis in die Gegenwart Spuren hinterlässt.
Doch: Was kommt danach? Wie können die Landschaften neu gestaltet werden, auch im Sinne der biologischen Diversität? Ein Blick auf drei Projekte:
Biotop-Verbund am mitteldeutschen Dreiländereck
Das Naturschutzgebiet Phönix Nord im Altenburger Land, an der Landesgrenze Thüringens zu Sachsen-Anhalt und Sachsen, ist Teil einer Bergbaufolgelandschaft und bietet zahlreichen bedrohten Pflanzen- und Tierarten wertvolle Lebensräume. Um die offenen und halboffenen Flächen zu erhalten, findet eine ganzjährige Beweidung mit Exmoorponys, Heckrindern und Karpatenbüffeln statt.
Schrittweise wird das Gebiet in einen bundesländerübergreifenden Verbund integriert. Trotz der ökologischen Maßnahmen bleibt es für Erholungssuchende zugänglich: Beeren- und Pilzesammeln, Gassigänge oder Angeln sind weiter möglich, sofern einige Verhaltensregeln eingehalten werden.
Am Geiseltalsee: Wein vom ehemaligen Tagebaurand
An den südlichen Hängen des Geiseltalsees in Sachsen-Anhalt wächst heute Wein, wo bis 1993 noch Braunkohle abgebaut wurde. Die Idee dazu hatte Hobbywinzer Rolf Reifert aus Freyburg im Jahr 1997. Auf dem Berghang des früheren Tagebau-Restlochs etablierte er Weinbau und wurde für diese Idee inzwischen mehrfach ausgezeichnet.
Inzwischen spielt auch die Landschaftspflege eine Rolle: Das Rote Harzer Höhenvieh, eine gefährdete Nutztierrasse, trägt zur Bewirtschaftung der Flächen bei und verbindet so Naturschutz mit landwirtschaftlicher Nutzung.
Vom Tagebau zum Artenschatz
Wo dem ehemaligen Tagebaus Delitzsch Südwest während der DDR-Zeit ganze Ortschaften weichen mussten, hat sich ein neues Zuhause für mehr als 500 Tierarten entwickelt: Zwischen Delitzsch und Leipzig erstreckt sich das 2019 ausgewiesene „Naturschutzgebiet Werbeliner See“.
Auf rund 1.500 Hektar bieten der Werbeliner, Grabschützer und Zwochauer See und ihre Umgebung Raum für eine enorme Artenvielfalt: Über 200 Vogelarten wurden in dem Areal erfasst, davon gelten 14 als vom Aussterben bedroht. Das zuständige Projektbüro bietet für Naturbegeisterte unter anderem Exkursion zu den Bibern oder dem Delitzscher Wolfsrudel.
Mehr Einblicke in die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaften gibt der Historiker Dr. Martin Baumert in seinem Essay „Vom Tagebaurand zum Badestrand“.